und der in dem Gemälde “Geigender Mann bei Kerzenlicht”
von Gerard van Honthorst von 1613 ziehen. Vorsicht sei
geboten bei der genauen Analyse von Proportionen,
Perspektiven und handwerklichen Details, wie Aufhängung
der Haare oder Verlauf der Biegung. Auch ist es,
besonders anhand der frühen Darstellungen, kaum möglich,
die Länge eines Bogens genau zu messen bzw. zu
berechnen. Textquellen wiederum bergen den Fehler der
Übersetzung. Da aber außer den erwähnten Quellen andere
kaum auszuschöpfen sind, müssen wir diese mit dem
nötigen Fingerspitzengefühl betrachten.
Sucht man nach dem Ursprung des Streichbogens, muss wohl
zuerst der möglicherweise aus dem Jagdbogen entstandene
Musikbogen untersucht werden. Der Musikbogen, das
einfachste Saiteninstrument aus der Familie der Zithern,
ist ein elastischer gekrümmter Stab, der eine Sehne oder
Saite spannt. Bei den Völkern Südafrikas, Südamerikas
und Ozeaniens noch heute zu finden, hat er eine Länge
zwischen 80 und 120 cm. In Ostafrika ist er zum Teil bis
zu 3 m lang. Die Saite wird entweder mit einem Stöckchen
angeschlagen oder durch das Reiben mit einem
aufgerauten Stäbchen zum Schwingen gebracht. Seltener
wird sie gezupft. Durch Veränderung der Bogenkrümmung
(hierdurch ändert der Spieler die Spannung der Sehne und
somit die Tonhöhe), Abgreifen der Saite auf den
natürlichen Schwingungsknoten (Flageolett) oder durch
“Stimmschlingen”, mit deren Hilfe der Musiker die Saite
unterteilen und somit die Tonhöhe variieren kann, sind
einfache Tonfolgen zu erzeugen. |