Möglicherweise die frühesten Belege für einen Musikbogen finden sich in einer Höhlenmalerei aus der Altsteinzeit, etwa 15000 - 10000 v. Chr.. Diese Felsmalereien in den Höhlen Trois Frères (Südfrankreich) stellen tanzende, in Tierhäuten vermummte Zauberer mit Masken dar. Eine dieser Figuren, die als Bison verkleidet ist, hält einen bogenähnlichen Gegenstand in der Hand, über dessen Bedeutung sich die Fachwelt bis heute nicht einigen konnte. Da aus paläolithischen Funden bisher nur Pfeifen bekannt sind, sind sich die Experten nicht im klaren, ob es sich bei dem dargestellten Objekt um eine Längsflöte oder einen Musikbogen handelt. Hierbei ist jedoch nicht auszuschließen, daß Musikbogen im Gebrauch waren, deren Materialien jedoch die Zeiten nicht überstanden haben, also verrottet sind. Als sicher gilt, daß der Bogen als Jagdwaffe in dieser Zeit in verschiedenen Teilen der Erde eingesetzt wurde, und so geht Alexander Buchner in seinem Handbuch der Musikinstrumente in seinen Überlegungen weiter und glaubt, daß “der prähistorische Jäger die beim Schuß der Bogensehne hervorgebrachten Laute beachtete” und wahrscheinlich begann, “sie auch ohne Absicht zum Schießen anzureißen, was ihm Vergnügen bereitet haben mochte. Mit der Zeit kam er dann darauf, daß Bögen von unterschiedlicher Länge und Spannung verschieden hohe Töne von sich geben. Wenn er mit dem Mund das Bogenende zusammenpreßte, die Bogensehne spannte und beim Zupfen nach der Tonhöhe die Spannkraft abschätzte, mit der die Sehne den Pfeil abschießen würde, mußte er bemerken, daß die Mundhöhle den Ton der Sehne verstärkte. So entdeckte er wahrscheinlich unbewußt nicht nur den Resonator, sondern auch ein Musikinstrument. Der in der Höhle Trois Frères abgebildete Magier hält das obere Bogenende im Mund, mit der Linken drückt er das untere Ende an sich und mit der Rechten reißt er die Bogensehne an.” Die Qualität der Höhlenzeichnung erschwert es etwas, dieser Theorie zu folgen. Eine rechte oder linke Hand zu definieren, die die angegeben Tätigkeiten ausführen sollen, wäre sehr gewagt und spekulativ. Es könnte sich hier genauso gut um einen Jäger mit Pfeil und Bogen handeln. |