Der Frosch
Ursprung und
Zweck
Nicht immer
war der Bogen mit einem reich verzierten Frosch versehen.
Zur Urzeit des Bogens waren die Haare sowohl an der Spitze,
als auch am Griffende an der Stange festgeknotet. Da die
Stange konvex, also nach außen gebogen war erinnert diese
Form eher an die namensverwandte Waffe. Das spielbare Haar
war viel kürzer als heute. Noch Anfang des 17. Jahrhunderts
war die Stange konvex gebogen oder nahezu gerade. Das Haar
wurde am unteren Ende durch einen herausnehmbaren Keil von
der Stange ferngehalten. Aufgrund dieses einsteckbaren
Frosches wird dieser Bogentyp auch Steckfroschbogen genannt.
Auch bei den Steckfroschbogen ließ sich die Spannung der
Haare noch nicht durch einen Mechanismus verändern, da die
Haare jeweils in der Stange mit Keilen befestigt waren und
auch der eingeklemmte Frosch eine fixe Position einnahm. Da
jedoch das Pferdehaar je nach Luftfeuchtigkeit und
Temperatur seine Länge ändert, war der Bogen wohl mal
straffer, mal schlaffer gespannt. Im Gegensatz zur Gambe,
bei der der Bogen im Untergriff gehalten wird und somit
Mittel- und Ringfinger die Haare von der Stange wegziehen
können, ist eine derartige manuelle Haarspannung beim
Obergriff des Geigenbogens nicht möglich.
Heute wird vermutet, dass man damals schon Mittel zur
Modifizierung der Haarspannung des Violinbogen gesucht hat
und zusätzlich Keilchen oder Stücke von Darmsaiten zwischen
Bezug und Frosch geklemmt hat, wenn die Haare zu schlaff am
Bogen hingen.
Da sich der Bezug unter dem ständigen Zug der Anspannung zu
schnell “ausleierte”, konnte der Frosch nach dem Spielen von
der Stange entfernt werden. Die Haare konnten sich erholen.
Beim nächsten Musizieren wurde er dann wieder in die an der
Stange vorhandene Nut eingesetzt und damit die Haare in
Spannung gebracht.
Woher kommt
sein Name?
Wie die genaue Bezeichnung Frosch, im
Französischen „hausse“ genannt, für den einsteckbaren
Holzkeil zustande kam, ist leider nicht geklärt. Es gibt
jedoch mehrere Vermutungen, die mehr
oder weniger plausibel erscheinen. Manch einer vermutet,
seine Bezeichnung könnte von seiner Form herrühren, die bei
manchen älteren Bögen durchaus Ähnlichkeiten mit einem
sitzenden Frosch zu haben scheint. Geht man zum
etymologischen Ursprung des Wortes Frosch, so findet man
unter der Form froska: hüpfen. Sprang dem Musiker der Keil
beim Herausnehmen wie ein hüpfender Frosch davon?
Andererseits könnte hier aber auch ein sprachliches
Verständigungsproblem vorliegen: das französische hausse
[gesprochen: ’os] steht im Deutschen auch für Untersatz oder
Unterlage. Mit der Zeit könnte aus diesem hausse... ein
Frosch geworden sein. Für Überstände oder Unterlagen ist die
Bezeichnung Frosch auch im Zimmermannshandwerk für Stützen
zwischen Balken bekannt und bei Weinfässern werden die
Überstände der Fassdauben ebenso Frosch genannt.
Mit Sicherheit kann diese Frage wohl nicht geklärt werden.
Damals wie heute hat der Frosch jedoch die Funktion, im
unteren Bereich des Bogens die Haare von der Stange
fernzuhalten.
Anke Gerbeth |